Die “Tour meines Lebens” – Tag 12 (Day Off – Stamsried)

© Pixxelkunst made by Dirk Draewe

Heutige Etappe: 23,6 km
Gesamtstrecke: 911,51 km.
Fahrtzeit (netto): 01:09 Stunden
Ø Geschwindigkeit: 20,6 km/h
250 Höhenmeter

Übernachtung in Roding (Kaserne)


Mittwoch, 05.08.2020 – Obwohl ich gestern Nacht erst sehr spät einschlief, war ich heute morgen schon relativ zeitig wach. Bevor ich jedoch unter die Dusche sprang, machte ich erst einmal einen Wettercheck und tatsächlich, es hatte aufgehört zu regnen. Wie gut das ich mich daher schon gestern bei meinem nächsten Besuch für heute angekündigt hatte.

Denn mein erstes Ziel war heute Stamsried, wo ich mich mit Birgit und Sepp treffen wollte. Beide hatten lange Zeit bei uns im selben Haus in Ziehring gewohnt, Sepp war mein militärischer Wegbegleiter in der Nachschubkompanie 110 und Birgit die Patentante meiner jüngsten Tochter Lisa.

Ich weiß auch gar nicht, wann wir uns das letzte Mal gesehen hatten, da ich ja 1995 aus Roding weg versetzt wurde. Ich meinte aber, dass ich aus dienstlichen Gründen danach noch einmal in Roding war und mich dann mit beiden getroffen hatte, aber sicher war ich mir nicht. Ich grübelte zwar die ganze Zeit auf dem Hinweg drüber nach, aber mir fiel es einfach nicht ein.

Dafür schoßen mir viele andere Erinnerungen auf dem Weg nach Stamsried wieder in den Kopf. Das Pösinger Open Air, worüber ich damals als freier Journalist für die Chamer Zeitung berichten durfte. Das Dorf Wetterfeld, wor wir früher auch oft bei dem dortigen Metzger unsere Wurst gekauft hatten. Der Markt Stamsried, Patengemeinde der Nachschubkompanie 110 und deren damaliger Bürgermeister Wolfgang Spießl mein Kompaniefeldwebel war. Alles wieder so Blitzlichter, die mir durch den Kopf jagten und Erinnerungen hervorriefen.

Dann, nach ca. 30 Minuten stand ich vor der Haustür von Birgit und Sepp und klingelte. Die Begrüßung erfolgte wie erwartet sehr herzlich, leider war Sepp, weil er einen systemrelevanten Beruf ausübt, nicht zu Hause. Er war selbst sehr traurig darüber, denn auch er hätte mich gerne mal wieder gesehen. So blieb mir nur Birgit und wir erzählten über die vergangenen Zeiten, was bei uns so alles passiert ist und wieder einmal hatten auch wir sehr viele gemeinsame Erinnerungen. Hätte Birgit nicht noch einen Auswärtstermin in Oberviechtach gehabt, ich glaube wir wären bis spät in den Abend zusammen gesessen. Aber nach rund drei Stunden mussten wir uns schweren Herzens verabschieden, aber auch wir versprachen uns ein Wiedersehen.

Kurz bevor ich fahren wollten, rief Birgit’s Tochter Miriam an und fragte, ob ich denn noch da wäre. Sie ließ mir über ihre Mutter ausrichten, dass ich unbedingt bei ihr vorbeischauen soll, bevor ich wieder nach Roding fahre. Dieser Einladung musste ich auch einfach folgen, denn Miriam kannte ich schon seit Geburt an. Das Wiedersehen mit ihr freute mich total, da ich sie das letzte Mal gesehen hatte als sie gerade mal zwei oder drei Jahre alt war und nun stand eine erwachsene junge Frau mit einem 4 Monate alten Sohn vor mir. Auch hier verquatschen wir uns fast eine Stunde, bevor ich dann Richtung Roding zurück fuhr.

Mein zweites Ziel war der Standortübungsplatz Roding, allerdings war ich mir noch sehr unsicher, ob ich dort tatsächlich drüber fahren sollte, weil es ja offiziell verboten ist. Wäre es ein Wochenende gewesen, hätte ich es sicherlich getan. Aber da wir heute Mittwoch hatten, war es mir dann doch zu gefährlich, zumal ja auch Ausbildung und ein Schießen auf der Standortschießanlage stattfand.

So entschloss ich mich wenigsten nur kurz zur Schießanlage zu fahren, um dort ein Foto der Schießbahn zu machen, auf der ich Ende Dezember 1991 zum Feldwebel befördert wurde. Allerdings hatte dieser Besuch auch einen etwas negativen Touch, da ich von dem Schießbahnwärter sofort angebrüllt wurde, das hier fotografieren verboten, da es sich um einen militärischen Sicherheitsbereich handelte. Allerdings konnte ich nirgendwo Hinweisschilder entdecken, dazu kam noch das ich vor dem Zaun stand und ein bisschen mehr Freundlichkeit wäre schon nicht verkehrt gewesen. Aber egal, ich hatte eines der wichtigen Fotos im Kasten und danach fuhr ich wieder zurück zur Kaserne. Ich weiß nicht, ob es an den Eindrücken des Tages lag, der viel zu kurzen Nacht oder einfach das mein Kopf schon wieder vor Erinnerungen glühte. Kaum in der Kaserne angkommen überkam mich die Müdigkeit und ich legte mich für ein paar Minuten hin.

Zum Abschluss des Tage fuhr ich dann noch einmal durch Roding, um ein paar Impressionen mit meinem Handy aufzunehmen und meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Das war dann auch ein wirklich würdiger und mentale Abschluss für mich und ich hätte mich sicherlich geärgert, wenn ich das alles nicht erlebt hätte.

Zum Abschluss des Tages und Stärkung für die nächste Tagesetappe, die mich nach Ingolstadt zu meiner Großcousine Ramona führen sollte, ging ich im benachbarten Soldatenheim, dem Haus Ostmark (Internet)  essen. Dieses Soldatenheim hatte auch für mich eine besondere Bedeutung, da wir als Unteroffizierlehrkompanie oder auch Reservistenausbildungszentrum dort oft Hörsaalabende mit unseren Lehrgangsteilnehmern feierten. Wie schon damals, so war das Essen immer noch ein Traum und die Küche vom Restaurant RODwuid (Facebook) ist mehr als empfehlenswert.

Als ich fertig war und meine Zeche bezahlt hatte, fragte ich bei der Bedienung nach, ob ich mir mal den großen Saal anschauen könnte. Die neue Pächterin des Soldatenheim kam dazu, und ich erklärte ihr den Sinn und den Grund meiner Anwesenheit und meiner Fahrradtour. Ungläubig hörte sie meinen Erklärungen zur Fahrradtour zu und konnte es kaum glauben, dass ich schon rund 800 km hinter mir hatte. Sie fand es aber auch toll, was ich mit der Tour bezweckte. Wir unterhielten uns noch über viele andere Dinge rund um Roding, das Soldatenheim und um die Soldaten in der Kaserne. Schließlich verabschiede ich mich und traf dann durch Zufall noch Birgit und Sepp, die beide mit den Motorrädern unterwegs waren.

Wir wechselten noch ein paar Worte auf dem Parkplatz vor der Kaserne und ich verabschiede mich erneut von Birgit, da ich Sepp am nächsten Tag sowieso noch mal sehen sollte, um meinen Stubenschlüssel bei ihm abzugeben. Auf der Stube zurück begann der für mich normale Rhytmus, nämlich alle Sachen zusammen zu packen, damit ich am nächsten Morgen zeitig starten konnte. Glücklich und zufrieden schlief ich schließlich ein, nun hatte ich schon fast alle wichtigen Stationen meines Lebens erreicht.

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