Heutige Etappe: 142 km
Gesamtstrecke: 1.517,91 km.
Fahrtzeit (netto): 07:12 Stunden
Ø Geschwindigkeit: 19,7 km/h
1.680 Höhenmeter
Übernachtung in Neuhausen (bei meiner Tante Bärbel)
Montag, 10.08.2020 – Als um 6 Uhr der Wecker klingelt, kann ich kaum aufstehen, so k.o. bin ich noch von der gestrigen Etappe. Ich drücke die Weckzeit noch einmal weg, aber beim zweiten klingeln stehe ich dann doch auf, oder besser quäle mich aus dem Bett. Nach der obligatorischen Katzewäsche, ich hatte ja gestern Abend geduscht, packte ich mein Rad und war froh, die doch sehr schäbige Herberge ganz schnell zu verlassen. Hätte ich nur im entferntesten geahnt, was mich heute erwartet, ich wäre wohl besser liegen geblieben..
Anders als erwartet, startete ich um 7 Uhr bei “noch” sehr angenehmen Temperatur von knapp 30°C, die aber ab Mittag immer weiter steigen sollten. Mein Vorteil war aber, dass viele Teilstrecken meiner heutigen Tour mich am Vormittag über schattige Waldweg führten. Später wünschte ich mir, dass wäre auch noch am Nachmittag so gewesen.
Neben den immer weiter steigenden Temperaturen, hatte ich aber auch noch mit den Steigungen der Schwäbischen Alb und später auch im Hohenzollern Kreis ganz schön zu kämpfen. Ich wusste zwar, dass die heutige Etappe die schwerste werden würde, da ich die Gegend schon vom Autofahren und diversen Dienstreisen kannte. Aber das mich die Steigungen so auspowern, hätte ich nicht gedacht und die Hitze war heute einfach mörderisch. Schon nach 39 Kilometern hatte von 5 nur knapp 3 Balken auf meine Akku-Anzeige, was bedeutete, dass ich nur noch knapp 50% Akku hatte und der sollte eigentlich noch für rund 80 Kilometer reichen. Ich war echt gespannt ob mein Plan aufgeht oder ich unterwegs sogar komplett auf meinen Akku verzichten müsste oder sogar früher als geplant eine weitere Übernachtung ansteuern.
Gestern Abend hatte ich ja auch noch den Entschluss gefasst, die heutige Etappe mit 122 km bis zu meiner Tante iin Neuenhausen nicht mehr zu fahren. Aber gegen 14 Uhr und weiteren 30 Kilometern schaute der Plan plötzlich deutlich anders aus. Keine Ahnung warum, aber ich entschied mich entgegen jeder Vernunft, nun doch noch heute meine Tante zu erreichen. Unmittelbar nach dieser Entscheidung, zog ich mir im Wald eine frische Radunterhose an und somit stand dem Ziel eigentlich nichts mehr im Wege. Zumal hätte die Planänderungen den Vorteil, dass ich dadurch am morgigen Dienstag noch mal einen “Day off”-Tag gewonnen hätte, um meine Knochen zu schonen und dann in zweieinhalb Tagen pünktlich am Freitag gegen 15 Uhr zu Hause einzutreffen.
Aber bis es soweit war, sollte ich noch etliche Tropfen Schweiß vergießen. Gott sei Dank hatte mir am Vortag ncoh ein Camper-Kollege angeboten, dass ich bei ihm Rast machen könnte, wenn ich an Nagold vorbei fahre. Erst hatte ich das nicht auf dem Plan, aber nachdem mein Akku in Pforzheim am Neckar nur noch knapp 2 Balken zeigte und ich dringen trinken und Strom tanken musste, änderte ich kurzerhand meinen Plan.
Bei Walter, den ich aus der Sterckeman Wohnwagen Gruppe bei Facebook kenne, angekommen, zeigte mein Tacho genau 100 Kilometer und mein Akku nur noch 10%. Daher war meine Entscheidung genau richtig, denn ich brauchte nun dringend Strom für mein Fahrrad und die erfrischende Getränke taten ihr übriges.
Gegen 17 Uhr machte ich mich schließlich auf den Weg, denn ich wollte gegen 19 Uhr bei meiner Tante sein und bis dahin waren es noch gut 40 Kilometer. Allerdings hatte ich das Höhenprofil deutlich unterschätzt. Waren es am Vormittag schon einige gewaltige Anstiege, so wurde es dann ca. 10 Kilometer nach Nagold noch einmal einen ticken extremer. Da mein Akku aber bei Walter nur zu 50% aufgeladen war, wollte ich aus Sicherheitsgründen weitesgehend auf die Unterstützung verzichten . Die Betonung lag auf wollte, denn die Realität sah anders aus und ich musste öfter als mir lieb war, die E-Unterstützung zuschalten. So erreichte ich schließlich nach weiteren 40 Kilometern und am Schluss einer Gesamt-Etappe von 142 Kilometern mit nur noch 5% (ca. 10 Kilometer Reichweite bei niedrigster Unterstützungsstufe) meine Tante Bärbel in Neuhausen.
Mittlerweile war es bereits 19:30 Uhr und war froh in endlich aus dem Sattel raus zu können. Das war mit Abstand die härteste Etappe auf der gesamten Tour auf der ich unterwegs rund 9 Liter Flüssigkeit getrunken hatte. Besonders die Steigungen ab Stammheim, aber vor allem ganz zum Schluss kurz vor Neuenhausen, waren die Hölle.
Nach einem stärkenden Abendessen, einigen alkoholfreien Bieren und sichtlich mitgenommen, schlief um kurz nach Mitternacht völlig erschöpft ein. Aber insgeheim froh, dass ich es heute tatsächlich bis zu meiner Tante geschafft hatte und morgen ausschlafen und ausruhen konnte.