Heutige Etappe: 135 km
Gesamtstrecke: 1.046,51 km.
Fahrtzeit (netto): 06:23 Stunden
Ø Geschwindigkeit: 21,1 km/h
1020 Höhenmeter
Übernachtung in Ingolstadt (bei Ramona)
Donnerstag, 05.08.2020 – Der Abschied aus Roding war schon etwas schwermütig für mich und bevor ich Roding verließ, fuhr ich noch einmal extra langsam durch die Stadt. Aber es half nichts, denn mein heutiges Ziel war Ingolstadt und bis dahin waren es noch 130 Kilometer, die ich auf jeden Fall heute noch schaffen wollte. Damit sollte diese Etappe zum einen die bisher längste und entgegen meiner Erwartungen auch eine sehr harte und angesichts der Temperaturen auch die bisher heißeste werden.
Auf den ersten 5 Kilometern war die Streckenführung von Roding Richtung Regensburg sehr schön, flach und entlang vom Fluss Regen super einfach zu fahren. Aber dann kam schon die erste große Herausforderung, der Radweg hoch zur Wallfahrtskirche Heilbrünnl, dabei hatte ich gehofft, dass mich Komoot da nicht hochschickt. Aber egal, ich musste da durch und auch hier kamen mir sofort wieder diverse Hochzeiten von Freunden in den Sinn, auf denen ich eingeladen war. Nach Heilbrünnl ging es dann aber wieder sehr flott bergab und die Route führte mich durch traumhafte Wald- und Wiesenwege und immer entlang vom Fluss Regen. Das ging so die ersten 20 Kilomter, bis ich ab Reichenbach grob Richtung Südosten die Flussebene verlassen musste. Was dann folgte, war echt ganz schön heavy… Steigungen vom feinsten, die bis zur Ortschaft Wald einfach nicht mehr aufhören wollten.
Ab da ging es dann aber als Belohnung sehr flott auf dem Bahntrassen-Radweg bergab, der von Falkenstein nach Regensburg führt und zu Recht mit zu den schönsten Radwegen gehört. Satte Wälder wechselten mit Bergpanoramen und tollen Aussichten ab und dieses Teilstück war Balsam für die Seele. Allerdings hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon gut 20% Akku verbraucht und ich wusste nicht, was mich im Laufe des Tages noch so erwartete. Schließlich erreichte ich gegen Mittag nach rund 40 Kilometern die alte Dom- und Universitätsstadt Regensburg.
Ich konnte mich gar nicht satt sehen an der tollen Altstadt, aber ich musste weiter, auch wenn ich gern länger geblieben wäre. Denn auch Regensburg war mit viele Erinnerungen verknüpft. Wie oft fuhren wir im Rahmen des Lkw-Führerscheins, den ich bei der Bundeswehr 1987 gemacht hatte, durch die teils engen Straßen. Aber auch die unzähligen Einkaufstouren und Besuche waren auf einmal wieder in meinem Kopf.
Wieder zurück in die Vergangenheit geworfen, ging es ab Regensburg für mich grob Richtung Kelheim an der Donau. Der Weg aus Regensburg führte mich zunächst über sehr steile Hänge und ich musste, weil ich noch ca 80 km vor mir hatte, wirklich Akku sparen. Das forderte natürlich auch seinen Tribut in meinen Beinen, die zunehmend schwerer wurden.
Ab Bad Abbach führte mich das Navi auf den nächsten Kilometer immer auf dem Donau-Radweg entlang. Auch dieser war wieder super schön zu fahren, umrahmt von kleinen Flüssen und natürlich der Donau. Das einzige was störte war, dass er fast kaum Schatten bot und die Temperaturen stiegen an diesem Tag immer weiter. Kurz vor Saal an der Donau entschloss ich mich dann schließlich eine Mittagspause einzulegen, um mich zu stärken und wieder zu Kräfte zu kommen. Ab hier waren es jetzt nur noch ca. 60 Kilometer bzw. knapp vier Stunden und die sollten noch einmal alles von mir fordern.
Je mehr ich mich dann Ingolstadt näherte, umso höher wanderten die Temperaturen. Nach ca. 110 Kilometern wäre ich am liebsten aus dem Sattel gestiegen, aber ich wollte auch noch bei meiner Cousine übernachten, zumal man mich dort auch schon mit einem leckeren Essen erwartete. So nahm ich noch mal alle Kräfte zusammen und erreichte gegen 18 Uhr meine Cousine Ramona. Nachdem Absteigen vom Rad merkte ich natürlich die enorme Anstrengung und jede Faser meiner Muskeln und ich war froh heute keinen Meter mehr fahren zu müssen.
Nach einem sehr herzlichen Hallo, wir hatten uns 2006 am 60. Geburtstag meiner verstorbenen Eltern das letzte Mal gesehen, gab es erstmal leckere Rouladen von Siggi. Aber zunächst musste ich erstmal dringend unter die erfrischende Dusche und Ramona steckte erst einmal all meine Klamotten in die Waschmaschine. Denn diese hatten nach 10 Tagen Tour nun schon einen ordentlichen Eigengeruch entwickelt hatten, auch wenn ich sie fast täglich mit der Hand wusch. Mit dem ersten eiskalten Radler und später auch gut temperierten Bier, kehrten dann auch langsam meine Lebensgeister zurück.
Noch bis spät in die Nacht führten wir sehr langen Gesprächen über die bisherigen Erlebnisse der Tour, Neuigkeiten in den Familien. Nach etlichen Schnäpsen und dankbar für die Gastfreundschaft von Ramona und Siggi, fiel ich dann auch sehr erschöpft ins Bett und genoss wieder mal zur Abwechslung ein richtiges weiches Bett.