Die “Tour meines Lebens” – Tag 1 (Limburg)

© Pixxelkunst made by Dirk Draewe

Heutige Etappe: 104 km
Gesamtstrecke: 104 km
Fahrtzeit (netto): 05:47 Stunden
Ø Geschwindigkeit: 18,0 km/h
1.080 Höhenmeter
Übernachtung in Limburg (Campingplatz)


Samstag, 25.07.2020 – So aufgeregt ich die letzten Tage war, so ruhig war ich am Tag vor der Abreise. Ich hatte am Freitagabend alles gepackt und auch die Probefahrt verlief gut. Ich musste zwar noch etwas umpacken, aber das Setup war schon sehr stimmig. Am morgen wachte ich schon sehr früh auf, packte sicherheitshalber doch noch meine “Arschrakete” und verstaute in ihr meinen ganzen Elektronikkram wie Ladegeräte und -kabel.

Mit knapp 30 Minuten Verspätung, bedingt durch den Abschied von meiner Frau, rollte ich dann schließlich gegen 07:30 Uhr los. Ich war auch froh, dass ich sehr schnell vom Hof fuhr, denn die Traurigkeit bei uns beiden war schon sehr deutlich spürbar. Schließlich sollte ich meine Frau erst wieder in ein paar Wochen, spätestens aber am 15.08.2020, wiedersehen und ich wusste nicht, in wieweit mich diese Tour und die Erlebnisse verändern.

Tour meines Lebens - Tag 1 (Limburg)Die erste Tagesetappe führte mich über Bad Neuenahr, Sinzig und Bad Breisig an den Rhein. Von dort ging es sehr zügig und bei leicht bedeckten Himmel Richtung Koblenz. Kaum auf dem Rhein-Radwanderweg angekommen,  kamen mir trotz der frühen Stunde auch schon etliche Radwanderer entgegen. Die am weitesten gereisten Radwanderer waren dabei zwei Engländer und eine Familie aus der Schweiz. Vor allem die Schweizer begeisterten mich, da auch ihre zwei Kinder auf eigenen Rädern mit dabei waren.

Kaum hatte ich bei Koblenz den Rhein verlassen (ja ich gebe es zu, auch wenn ich kein gebürtiger Rheinländer bin… ich hatte schon etwas Wehmut dabei), ebbte der Strom der Radwanderer auch schlagartig ab, was mich aber auch nicht störte… schließlich war ich ja auf einer für mich sehr wichtigen Mission unterwegs und da kam mir eine gewisse Ruhe schon sehr entgegen. Langsam aber beständig strampelte ich mich über den Rhein und der wolkenverhangene Himmel riss dann ab Koblenz auch endlich auf. Zeit für eine kurzen Snack bei Lidl, da mir die etwas anstrengenden Passage nach Montabaur bevor stand.

Dabei hatte ich dann auch schon die erste witzige Begegnung mit einem männlichen Kunden, der mich beim rausgehen neben meinem Fahrrad auf einer Stufe sitzen sah, während ich mir Knacker und Käsestangen einverleibte. Er fragte mich die Standardfrage, die ich in den kommenden Wochen noch öfter beantworten sollte. Nämlich das ich scheinbar was großes vorhätte (angesichts des Gepäcks), wo ich herkomme und wo ich hinwollte. Ich erklärte es ihm nicht ohne stolz, er wünschte mir alles Gute für den weiteren Verlauf und ging leicht grübelnd weg von mir. Ich spürte förmlich, dass ihn meine Antwort oder auch meine Mission noch beschäftigte. Ich war noch ganz in Gedanken vertieft, als der Mann mit seinem Auto auf meiner Höhe anhielt und mich drum beneidete, dass ich mal 3 Wochen Ruhe von Frau und Kindern habe. Er hatte nicht ganz unrecht, aber innerlich dachte ich mir nur “Junge wenn Du wüsstest, dass die Tour auch eine enorme Belastung ist, nicht nur für den Körper sondern auch für die Psyche”. Aber das behielt ich für mich, lachte kurz mit ihm und danach verabschiedet er sich ein zweites Mal von mir

Tour meines Lebens - Tag 1 (Limburg)So gern ich mir bei der anschließenden Weiterfahrt für den Anstieg Richtung Montabaur noch etwas weniger Sonne gewünscht hätte, so sehr fluchte ich über mein erstes Fiasko… nämlich einem Kettenriss oberhalb von Valendar nach nur knapp 60 Kilometern. Gott sei Dank hatte ich noch eine Ersatzkette dabei und nach rund 20 Minuten ging es auch schon weiter in der Hoffnung, dass dies der einzige Schaden bleiben würde.

Konditionsmässig war die Etappe erst ab Koblenz sehr fordernd und auf dem Teilstück bis oberhalb Montabaur büßte auch mein Akku viel Saft ein. Satteltechnisch lief es mehr als gut und erst bei Kilometer 80 meldete sich mein Hintern zum ersten Mal. Ich hatte auch kurz vor Limburg noch überlegt, ob ich nicht doch noch weiter Richtung Frankfurt fahre, aber ich war der Meinung, dass 105 Kilometer für den ersten Tag völlig ausreichend sind. Zudem ging es auch schon auf Spätnachmittag zu und ich entschloss mich schließlich für das Camping Ressort in Limburg, was mich 14€ inkl. Strom und Dusche für die Nacht kostete.

Dort angekommen, baute ich rasch mein Zelt auf, lud meinen Fahrradakku und meine Powerbank bei einer Gruppe Jugendlicher auf, die neben mir ihr Lager aufgeschlagen hatten. Ich kam mit den Jungs sehr schnell ins Gespräch und bei einer schnellen Flasche Bier sollte ich Ihnen erklären, woher ich kam und wohin ich wollte. Sie waren ganz begeistert von der Idee und wünschten mir für den weiteren Tourverlauf viel Glück. Diese Frage war auch etwas, was mich als Radwanderer den ganzen Tag schon überrascht hatte… egal ob beim Einkaufen, auf dem Campingplatz oder beim Café. Überall wurde man mit großen Augen angesprochen und immer wieder die gleiche Frage nach dem “Woher und Wohin”.

Tour meines Lebens - Tag 1 (Limburg)Nach einer wohltuenden Dusche ging ich noch ins benachbarte Kaufland, verschlang eine große Portion Nudel mit gebratenem Hähnchen und ließ dann den Abend auf dem Campingplatz ausklingen. Dabei kam ich erneut, wie auch schon beim Aufbau, mit meinen Zeltnachbarn, einem Ehepaar aus Sachsen ins Gespräch, die mit dem Kanu auf Tour waren. Gerne hätte ich mich mit den beiden noch weiter ausgetauscht, aber die erste Tagesetappe forderte einfach ihren Tribut und ich wollte ja schon früh weiter. Allerdings schaute ich immer wieder sorgenvoll auf meine Wetter-App, denn die sagte für den morgigen Tag bis Mittag Regen vorher, der später auch noch in Gewitter enden sollte.

Gespannt auf das, was ich die nächsten Tage vielleicht noch alles erleben werde, schlief ich relativ schnell ein. Nicht aber ohne die Gewissheit, dass ich die Tour schon nach dem ersten Tag nicht bereute und mit Gedanken an meine Frau, für deren Unterstützung ich so dankbar bin.

Impressionen © Photos Pixxelkunst made by Dirk Draewe (Facebook, Instagram, Internet)

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2 Kommentare

  1. Hallo Dirk!
    Von der “Tour Deines Lebens” weiß ich ja schon seit letztem Jahr (seit ich über komoot darauf aufmerksam gemacht wurde). Jetzt lese ich erstmals deinen Blog — und bin schwer beeindruckt. Wie Du dieses “Tagebuch” aufgezogen hast – das ist schon der Hammer! Richtig professionell – und SO geschmackvoll. Top!
    Ich werde mir in den kommenden Tagen immer wieder ‘mal einen Deiner Einträge “vornehmen” und die Tour peu a peu nachverfolgen bzw. im Detail im Nachhinein miterleben.
    Lieben Gruß,
    Gina

    • Hallo Gina,

      Danke für Dein Lob… ja ich blicke noch immer voller Stolz auf diese Tour zurück und ich will so etwas auf jeden Fall nochmal machen 😉

      Ich muss mich jetzt aber auch sputen, da ich mit dem Tagebuch aus unterschiedlichsten Gründen einfach noch nicht fertig geworden bin. Es hört nämlich aktuell bei Tag 18 in Neuhaus auf und bisher stehen für den Rest der Tour nur meine kurzen Aufzeichnungen während der Tour. Weiterhin will ich nun auch endlich mal die restlichen Fotos dem Blog hinzufügen.

      Aber es freut mich, dass Dir meine Berichte gefallen. Eigentlich wollte ich über mein Abenteuer auch Vorträge halten, aber dann kam leider Corona dazwischen.

      Liebe Grüße
      Dirk

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